Was ist eine Preisgarantie beim Stromvertrag?
Eine Preisgarantie beim Stromvertrag ist eine vertragliche Zusicherung des Energieversorgers, dass der vereinbarte Strompreis für einen bestimmten Zeitraum stabil bleibt. Für Verbraucher bedeutet das Schutz vor unerwarteten Preiserhöhungen und bessere Planbarkeit der Haushaltskosten.
In Zeiten volatiler Energiemärkte und stark schwankender Strompreise gewinnt die Preisgarantie zunehmend an Bedeutung. Während die Strompreise in den vergangenen Jahren teilweise drastisch gestiegen sind, boten Tarife mit Preisgarantie betroffenen Haushalten einen wirksamen Schutz vor Kostensteigerungen.
Allerdings ist Preisgarantie nicht gleich Preisgarantie: Es gibt verschiedene Arten mit unterschiedlichem Schutzumfang. Wer die Unterschiede kennt, kann bei der Tarifwahl die richtige Entscheidung treffen und böse Überraschungen vermeiden.
Die verschiedenen Arten der Preisgarantie
Eingeschränkte Preisgarantie
Die eingeschränkte Preisgarantie ist die am weitesten verbreitete Form. Sie sichert den Energiekostenanteil und den Versorgeranteil gegen Preiserhöhungen ab. Nicht geschützt sind jedoch staatliche Steuern, Abgaben und Umlagen.
Das bedeutet konkret: Wenn die EEG-Umlage, die Netzentgelte oder andere staatlich regulierte Preisbestandteile steigen, darf der Anbieter diese Mehrkosten an Sie weitergeben – trotz Preisgarantie.
Beispiel: Sie schließen einen Vertrag mit eingeschränkter Preisgarantie zu 30 Cent pro Kilowattstunde ab. Während der Garantiezeit erhöht der Staat die Mehrwertsteuer auf Strom. Diese Erhöhung wird auf Ihren Strompreis aufgeschlagen, auch wenn Sie eine Preisgarantie haben.
Für die meisten Verbraucher bietet diese Form dennoch ausreichenden Schutz, da staatliche Abgaben in der Regel moderater steigen als die reinen Energiekosten.
Energiepreisgarantie
Die Energiepreisgarantie ist noch eingeschränkter: Sie bezieht sich ausschließlich auf die Kosten für die Strombeschaffung und -erzeugung. Alle anderen Preisbestandteile – also Netzentgelte, Steuern, Abgaben und sogar der Versorgeranteil – können sich während der Vertragslaufzeit ändern.
Diese Form der Garantie bietet den geringsten Schutz und ist für Verbraucher meist wenig vorteilhaft. Selbst wenn die Energiebeschaffungskosten sinken, können steigende Netzentgelte oder Umlagen zu höheren Gesamtkosten führen.
Achtung: Manche Anbieter werben prominent mit einer “Preisgarantie”, ohne klar zu kommunizieren, dass es sich nur um eine Energiepreisgarantie handelt. Lesen Sie die Vertragsbedingungen genau.
Vollständige Preisgarantie
Die vollständige oder absolute Preisgarantie ist die seltenste und verbraucherfreundlichste Variante. Sie deckt sämtliche Preisbestandteile ab – inklusive aller Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte.
Bei dieser Garantieform bleibt Ihr Strompreis wirklich konstant, egal was auf dem Energiemarkt oder in der Steuerpolitik passiert. Der Anbieter trägt das komplette Preisrisiko.
Allerdings haben vollständige Preisgarantien einen Haken: Sie sind meist deutlich teurer als eingeschränkte Garantien, weil der Versorger das höhere Risiko einpreist. Zudem werden sie nur selten angeboten, da sie für Energieversorger wirtschaftlich riskant sind.
Wie lange sollte eine Preisgarantie laufen?
Die optimale Laufzeit einer Preisgarantie hängt von der aktuellen Marktsituation und Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ab.
Kurze Preisgarantie (6 bis 12 Monate)
Eine kurze Preisgarantie von 6 bis 12 Monaten eignet sich, wenn:
- Die Strompreise aktuell hoch sind und Sie mit fallenden Preisen rechnen
- Sie flexibel bleiben und regelmäßig wechseln möchten
- Sie von Neukundenboni profitieren wollen, die oft nach einem Jahr auslaufen
Der Vorteil: Sie können nach Ablauf der Garantie schnell zu einem günstigeren Tarif wechseln, falls die Preise gesunken sind.
Mittlere Preisgarantie (12 bis 24 Monate)
Die meisten Experten empfehlen eine Preisgarantie von 12 bis 24 Monaten. Dieser Zeitraum bietet:
- Gute Balance zwischen Planungssicherheit und Flexibilität
- Schutz vor mittelfristigen Preissteigerungen
- Überschaubare Vertragsbindung
Ein Jahr bis zwei Jahre sind auch deshalb sinnvoll, weil Sie so im jährlichen Rhythmus Ihre Tarife überprüfen und bei Bedarf wechseln können.
Lange Preisgarantie (mehr als 24 Monate)
Preisgarantien über 24 Monate sollten Sie kritisch prüfen. Zwar bieten sie maximale Sicherheit, aber:
- Die Tarife sind oft überdurchschnittlich teuer
- Sie binden sich sehr lange an einen Anbieter
- Falls die Preise am Markt sinken, profitieren Sie nicht davon
Lange Garantien können sinnvoll sein, wenn Sie mit stark steigenden Energiepreisen rechnen und maximale Kostensicherheit bevorzugen – etwa für ein knappes Haushaltsbudget.
Preisgarantie vs. Vertragslaufzeit: Der Unterschied
Viele Verbraucher verwechseln die Preisgarantie mit der Vertragslaufzeit. Das sind aber zwei verschiedene Dinge:
Vertragslaufzeit ist der Zeitraum, für den Sie sich vertraglich an den Anbieter binden. Während dieser Zeit können Sie nur zu bestimmten Sonderkündigungsrechten (etwa bei Preiserhöhungen) oder nach Ablauf der Mindestlaufzeit kündigen.
Preisgarantie ist der Zeitraum, in dem der Preis stabil bleibt. Diese kann kürzer sein als die Vertragslaufzeit.
Beispiel: Sie schließen einen Vertrag mit 24 Monaten Laufzeit und 12 Monaten Preisgarantie ab. Nach 12 Monaten kann der Anbieter die Preise erhöhen, Sie sind aber noch ein weiteres Jahr gebunden – es sei denn, Sie nutzen ein Sonderkündigungsrecht.
Faustregel: Wählen Sie Tarife, bei denen Preisgarantie und Vertragslaufzeit identisch sind. So haben Sie maximale Kostensicherheit und keine bösen Überraschungen.
Worauf Sie bei der Preisgarantie achten sollten
Lesen Sie das Kleingedruckte
Die Art der Preisgarantie versteckt sich oft in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Schauen Sie genau nach:
- Welche Preisbestandteile sind garantiert?
- Welche Ausnahmen gibt es?
- Wie lange gilt die Garantie exakt?
Manche Anbieter werben prominent mit “Preisgarantie”, meinen aber nur eine eingeschränkte Variante.
Vergleichen Sie den Gesamtpreis
Eine Preisgarantie ist nur dann sinnvoll, wenn der Grundpreis wettbewerbsfähig ist. Ein teurer Tarif mit Garantie kann unterm Strich mehr kosten als ein günstiger ohne Garantie.
Rechenbeispiel:
- Tarif A: 32 Cent/kWh mit 24 Monaten Preisgarantie
- Tarif B: 28 Cent/kWh ohne Preisgarantie
Bei einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh zahlen Sie bei Tarif A 960 Euro, bei Tarif B 840 Euro. Selbst wenn Tarif B nach einem Jahr um 2 Cent steigt (auf 30 Cent/kWh), zahlen Sie im zweiten Jahr 900 Euro – insgesamt also 1.740 Euro über zwei Jahre. Bei Tarif A wären es 1.920 Euro.
In diesem Fall wäre der günstigere Tarif ohne Garantie besser gewesen, selbst mit Preiserhöhung.
Kündigungsfristen beachten
Setzen Sie sich einen Kalender-Reminder für etwa 3 Monate vor Ablauf der Preisgarantie. So haben Sie genug Zeit, alternative Tarife zu vergleichen und rechtzeitig zu kündigen, falls der Anbieter nach der Garantie die Preise erhöht.
Viele Verbraucher verpassen diesen Zeitpunkt und zahlen nach Ablauf der Garantie deutlich mehr, weil sie in teure Folgetarife rutschen.
Bonuszahlungen einrechnen
Manche Tarife mit Preisgarantie bieten Neukundenboni oder Sofortboni. Diese verbessern die Gesamtrechnung erheblich. Achten Sie aber darauf:
- Wann wird der Bonus ausgezahlt?
- Ist er an Bedingungen geknüpft?
- Wie hoch ist der effektive Preis nach Abzug des Bonus?
Rechnen Sie immer den durchschnittlichen Jahrespreis inklusive aller Boni, um Tarife fair zu vergleichen.
Wann lohnt sich eine Preisgarantie besonders?
Bei volatilen Energiemärkten
Wenn die Großhandelspreise für Strom stark schwanken oder politische Unsicherheit herrscht (wie während der Energiekrise 2022/2023), bietet eine Preisgarantie wertvollen Schutz.
In solchen Phasen können die Strompreise innerhalb weniger Monate dramatisch steigen. Verbraucher mit Preisgarantie bleiben von diesen Schwankungen verschont.
Für Haushalte mit knappem Budget
Wenn Sie auf eine exakte Haushaltsplanung angewiesen sind und keine finanziellen Puffer für plötzliche Kostensteigerungen haben, gibt eine Preisgarantie Sicherheit.
Sie wissen genau, welche Stromkosten in den kommenden Monaten anfallen, und können besser kalkulieren.
Beim Wechsel aus der Grundversorgung
Wer aus der teuren Grundversorgung zu einem Sondertarif wechselt, sollte auf eine Preisgarantie achten. So stellen Sie sicher, dass die erhofften Einsparungen nicht durch Preiserhöhungen direkt nach Vertragsabschluss zunichtegemacht werden.
Viele Wechsler machen den Fehler, nur auf den anfänglichen Preisvorteil zu schauen – und erleben nach wenigen Monaten böse Überraschungen.
Wann eine Preisgarantie weniger wichtig ist
Bei sinkenden Energiepreisen
Wenn die Großhandelspreise für Strom fallen und sich dieser Trend fortsetzt, kann eine Preisgarantie nachteilig sein. Sie verhindert nicht nur Preiserhöhungen, sondern auch Preissenkungen.
Flexible Tarife ohne Garantie können dann die bessere Wahl sein, weil sie von fallenden Marktpreisen profitieren.
Für flexible Wechsler
Wenn Sie ohnehin bereit sind, jährlich oder halbjährlich Ihren Stromanbieter zu vergleichen und zu wechseln, brauchen Sie keine lange Preisgarantie.
Durch regelmäßiges Wechseln sichern Sie sich immer die günstigsten Konditionen und profitieren von Neukundenboni.
Bei sehr günstigen Grundpreisen
Manchmal sind Tarife ohne Preisgarantie so deutlich günstiger, dass selbst eine moderate Preiserhöhung während der Laufzeit den Kostenvorteil nicht aufhebt.
Rechnen Sie in solchen Fällen durch: Wie stark müsste der Preis steigen, damit der teurere Tarif mit Garantie günstiger wird? Oft ist das Szenario unrealistisch.
Preiserhöhung trotz Preisgarantie – Ihre Rechte
Was viele Verbraucher nicht wissen: Auch bei einer Preisgarantie kann der Anbieter unter bestimmten Umständen die Preise erhöhen – legal.
Gesetzliche Änderungen
Bei einer eingeschränkten Preisgarantie dürfen Erhöhungen staatlicher Abgaben (Steuern, Umlagen, Netzentgelte) weitergegeben werden. Das ist vertraglich vereinbart und rechtlich zulässig.
Allerdings muss der Anbieter Sie rechtzeitig und transparent über die Gründe und die Höhe der Erhöhung informieren.
Sonderkündigungsrecht nutzen
Selbst bei einer Preiserhöhung innerhalb der Garantiezeit haben Sie ein Sonderkündigungsrecht, wenn:
- Die Erhöhung Preisbestandteile betrifft, die eigentlich garantiert sein sollten
- Der Anbieter Sie nicht korrekt über die Erhöhung informiert hat
- Die Erhöhung unangemessen hoch ist
In solchen Fällen können Sie außerordentlich kündigen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln – ohne die Vertragslaufzeit abwarten zu müssen.
Beschwerde einlegen
Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Anbieter gegen die Preisgarantie verstößt, können Sie sich beschweren bei:
- Der Verbraucherzentrale
- Der Bundesnetzagentur
- Einem Verbraucher-Schlichtungsdienst
Dokumentieren Sie alle Vertragsunterlagen, Preiserhöhungsschreiben und Ihre Kommunikation mit dem Anbieter.
So finden Sie den besten Tarif mit Preisgarantie
Nutzen Sie Vergleichsportale
Vergleichsportale wie Check24, Verivox oder Durchblicker zeigen Ihnen auf einen Blick, welche Tarife eine Preisgarantie bieten. Achten Sie auf folgende Filtereinstellungen:
- Art der Preisgarantie (eingeschränkt, vollständig)
- Mindestlaufzeit der Garantie (12 Monate oder mehr)
- Gesamtkosten im ersten Jahr (inklusive Boni)
Die Portale berechnen automatisch den durchschnittlichen Jahrespreis und machen Tarife vergleichbar.
Achten Sie auf Kundenbewertungen
Die günstigste Preisgarantie nützt nichts, wenn der Kundenservice schlecht ist oder Abrechnungen fehlerhaft sind. Lesen Sie Bewertungen anderer Kunden:
- Wie schnell reagiert der Anbieter auf Anfragen?
- Gibt es Probleme bei der Abrechnung?
- Wie reibungslos läuft der Wechselprozess?
Anbieter mit sehr schlechten Bewertungen sollten Sie meiden, selbst wenn der Preis verlockend ist.
Prüfen Sie die Vertragsbedingungen
Bevor Sie unterschreiben, lesen Sie die AGB genau:
- Welche Art von Preisgarantie wird angeboten?
- Gibt es Ausschlüsse oder Sonderklauseln?
- Wie lang ist die Kündigungsfrist?
- Wann und wie wird der Bonus ausgezahlt?
Seriöse Anbieter stellen diese Informationen transparent dar.
Berechnen Sie verschiedene Szenarien
Spielen Sie unterschiedliche Entwicklungen durch:
- Was passiert, wenn die Preise um 10 Prozent steigen?
- Was passiert, wenn sie fallen?
- Wie hoch wären die Gesamtkosten über 24 Monate mit und ohne Garantie?
So treffen Sie eine informierte Entscheidung, die zu Ihrer Risikobereitschaft passt.
Preisgarantie und Ökostrom – passt das zusammen?
Ja, auch Ökostromtarife bieten häufig Preisgarantien. Hier gelten dieselben Grundsätze wie bei konventionellem Strom:
- Prüfen Sie die Art der Garantie (eingeschränkt oder vollständig)
- Vergleichen Sie den Gesamtpreis mit anderen Tarifen
- Achten Sie auf echte Ökostrom-Zertifizierungen (Grüner Strom Label, ok-power)
Ökostrom mit Preisgarantie ist eine gute Wahl, wenn Sie sowohl Kostensicherheit als auch Nachhaltigkeit wollen. Viele Ökostromanbieter bieten mittlerweile wettbewerbsfähige Preise mit soliden Garantien.
Fazit: Preisgarantie sinnvoll nutzen
Eine Preisgarantie beim Stromvertrag kann wertvoller Schutz vor Preiserhöhungen sein – wenn Sie die richtige Variante wählen und den Gesamtpreis im Blick behalten.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Art der Garantie prüfen: Eingeschränkt, Energie- oder vollständige Preisgarantie – wissen Sie, was Sie bekommen
- Laufzeit sinnvoll wählen: 12 bis 24 Monate bieten meist die beste Balance
- Gesamtpreis vergleichen: Eine teure Garantie kann teurer sein als ein günstiger Tarif ohne Schutz
- Rechtzeitig wechseln: Setzen Sie sich Erinnerungen, um vor Ablauf der Garantie neue Tarife zu vergleichen
- Flexibel bleiben: Überlegen Sie, ob Sie wirklich eine lange Bindung brauchen oder lieber öfter wechseln
In volatilen Marktphasen oder für Haushalte mit knappem Budget ist eine Preisgarantie oft eine kluge Entscheidung. Wer hingegen flexibel ist und regelmäßig vergleicht, kann auch ohne Garantie dauerhaft günstig fahren.
Am Ende kommt es auf Ihre persönliche Situation an: Wollen Sie maximale Planungssicherheit oder lieber maximale Flexibilität? Beides hat seine Berechtigung – entscheidend ist, dass Sie informiert entscheiden und die Vertragsbedingungen genau verstehen.


